Radioland (Ost)Belgien

Pirat oder Privat?

Mit 17 hat es mir längst nicht mehr gereicht, ein bisschen Kinderfunk in Luxemburg zu machen und neben der Schule gelegentlich bei RTL in Düsseldorf auszuhelfen. Beim Wellenreiten, also dem systematischen Abhören des UKW-Bandes nach Sendern, die nicht zum damaligen WDR-Standard gehörten, stieß ich auf so seltsame Namen wie Radio Benelux aus Baraque Michel oder Henri-Radio aus Henri-Chapelle. Nach kleinen Telefonkontakten folgten erste Sendungen, zunächst von zuhause auf Kassette aufgenommen und in Belgien ausgestrahlt, später dann immer öfter auch live!

Erstes politisches Interview
Bruno Fagnoul, damaliger Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens, war im Mai 1985 mein erster politischer Interviewpartner. Das Gespräch führten mein Kollege Otto Ganser und ich (Foto: Otto Ganser)

Richtig verboten war uns das Funken nicht, aber richtig erlaubt war das Lokalradio damals noch nicht. Unser Status Quo hieß „geduldet“, sogar von oberster Stelle. Denn neben der guten Musik stand Hörerbeteiligung und Information, vor allem in Sachen lokale Veranstaltungen und Kultur, ganz oben. Neben Radio Benelux und Henri-Radio gehörte Radio Aktivität in Eupen zu meinen Stationen in Belgien. Von zuhause aus produzierte ich sogar das eine oder andere Tape für’s deutschsprachige Radio Tirol in Italien. Da ich nach überstandenem Abitur mein Studium aufgenommen hatte, wurde die Zeit für ein so intensives Hobby wie Radiomachen eng und enger und so gab es für mich 1987 nur eine Entscheidung: Das Studium an den Nagel hängen und aus dem bisherigen Hobby einen Beruf machen. Den Grundstein legte ich mit einem Volontariat bei Radio Donau 1 in Bayern.